Cafe Palestine Freiburg e.V. ist ein politisch- kulturelles Forum, das über die Situation im Nahen Osten berichten, persönliche Schicksale vorstellen und namhafte Referenten zum Thema einladen möchte. Die kulturelle Vielfalt Palästinas soll durch kleine Konzerte, palästinensische Folklore, Literatur und Kunst gezeigt werden.

Dienstag, 22. November 2016

Letztes Cafe Palestine Freiburg in diesem Jahr - Mohammed Jabur erzählt - "Bewegtes Leben"

Herzliche Einladung zum letzten Cafe Palestine Freiburg in diesem Jahr!

Bewegtes Leben
Mohammed Jabur erzählt
Montag, 5. Dezember 2016, 19.30 Uhr
Café Pausenraum, Burgdorfer Weg 19, FR

Eintritt frei - Spenden erbeten –  Arabische Snacks werden gereicht
„Mohammed Yahya Abd Al Hai Yahya Ayoub Jabur trägt viele Namen. Sie alle stammen von seinem Vater, Großvater und Urgroßvater und bezeugen gewissermaßen seine Wurzeln. Doch gilt er durch seine Herkunft aus einem international nicht anerkannten Staat als heimatlos, staatenlos.
Über dreißig Jahre lang wurde er von Land zu Land abgeschoben. In Deutschland angekommen, begann er schon bald zu schreiben. Zunächst auf Arabisch, auf Englisch und schließlich auf Deutsch reihte sich das Erlebte Wort an Wort – viel Trauriges, aber auch manch Schönes ist ihm bisher begegnet.
Nachdem er hier endlich anerkannt war, erkrankte er an Krebs. Eine Nahtoderfahrung wurde zur Zäsur, zum Wendepunkt seines bisherigen Lebens.
Heute fungiert er, der die deutsche Sprache sehr gut beherrscht, als Dolmetscher und Sprachrohr für die aktuell ankommenden Flüchtlinge.“ (Kulturjoker)

Im September war er, der Palästinenser, wegen seiner Verdienste in der Flüchtlingshilfe zum Bürgerfest beim Bundespräsidenten in Berlin eingeladen worden. Dies ist umso erstaunlicher, da der deutsche Staat Mohammed Jabur in den 90er Jahren zwölf Mal abzuschieben versuchte.

Die Spendengelder, die wir an diesem Abend sammeln, sollen helfen, den Lebenstraum Mohammed Jabur´s, endlich ein Buch über seine Lebensgeschichte zu schreiben, zu verwirklichen.
C

Wir freuen uns auf Sie!

Das Cafe Palestine Team 



Donnerstag, 17. November 2016

Antwort von Professor Rolf Verleger auf das anonyme Flugblatt des Referats gegen Antisemitismus der Uni Freiburg

Liebe Leserinnen und Leser, 


nachfolgend finden Sie die Reaktion von Professor Rolf Verleger auf das anonyme Pamphlet des "Referats gegen Antisemitismus" der Uni Freiburg, das bei seinem Vortrag  am 10.11.16 verteilt wurde. Wir berichteten darüber


Nachdem die Zeitung am Sonntag vom 13.11.16 die Idee, dass Cafe Palestine Freiburg eine gemeinsame Veranstaltung mit diesem Referat und womöglich mit der DIG organisieren könnte, aufgriff (siehe Anhang), möchten wir hiermit offiziell das Angebot an die Damen und Herren des Antisemitismus-Referats und der DIG aussprechen, dies auch zu tun. 


Verehrte Damen und Herren der DIG und des Antisemitismus-Referats: Cafe Palestine Freiburg lädt Sie zu einer gemeinsamen Veranstaltung in Freiburg im kommenden Jahr ein. Datum und Ablauf würden wir zusammen festlegen.


Wir sind gespannt!


Herzliche Grüße

Das Cafe Palestine Freiburg Team




SCHATTEN DER VERGANGENHEIT

Sehr geehrte Herren,

Am 10.11. hielt ich im Rahmen des Café Palestine Freiburg in einem Hörsaal der Universität Freiburg einen Vortrag zum Thema "Ist der Einsatz für Menschenrechte in Palästina antisemitisch?" Vor der Veranstaltung haben Sie per Flugblatt ein Redeverbot für mich an der Universität Freiburg gefordert.


Sie taten das zwanzig Minuten vor Veranstaltungsbeginn, als es noch leer war: Sie, zwei junge Männer, höflich und zurückhaltend, fast schüchtern, verteilten einen knallharten Text, anonym, ohne Namen der Verfasser. (S. Wortlaut im Anhang). Sie warteten aber nicht die Wirkung ab, sondern schauten, dass sie lieber weder unerkannt wegkamen. 


Das hat mich sehr verblüfft. Das ist eigenartiges Verhalten. So als ob der Veranstalterin Frau Dr. Weber oder mir ein Geheimdienst zur Verfügung stünde, der Ihnen schaden könnte.

Ich habe mich gefragt, was Ihre Vorbilder für Ihre Aktivitäten sind.
 

Eine mögliches Vorbild könnten für Sie die Geschwister Scholl sein: Auch sie wollten ihre Flugblätter gegen Unrecht sprechen lassen, sie wollten laut und deutlich ihre Stimme für Menschlichkeit erheben. Und sie wollten anonym bleiben, weil sie wussten, dass es sonst nicht gut für sie ausgehen würde. 

Daher scheint es mir möglich, dass Sie sich an diesen Helden des Widerstands gegen Unmenschlichkeit orientieren. In diesem Fall könnten Sie auch die Befürchtung haben, dass Sie - wie die Geschwister Scholl - Opfer Ihres Engagements werden könnten: die Scholls wegen ihres Eintretens für die Opfer der Nazis wurden selbst Opfer der Nazis, und Sie könnten vielleicht wegen ihres kompromisslosen Eintretens für Israel den Palästinensern und ihren Freunden zum Opfer fallen.


Denn Sie halten diese Leute für mordlustig ("mordlustige Antisemiten" schreiben Sie) und - so befürchten Sie - es droht ein neuer "eliminatorischer", "mörderischer", "vernichtungsorientierter Antisemitismus". So werden Sie vielleicht zu Helden für eine gerechte Sache. Das, so male ich mir aus, ist Ihre Sichtweise: Mich sehen Sie als einen Befürworter des "eliminatorischen Antisemitismus" und vielleicht auch persönlich als einen mordlustiger Antisemiten: eine Gefahr für Israel und für Sie als Israelfreunde. Sie dagegen warnen und mahnen: Einen solchen potentiell gefährlichen Mann sollte man nicht reden lassen, im Interesse der eigenen Selbsterhaltung.

Das sind ungefähr meine Fantasien darüber, wie Sie sich selbst sehen. Meine eigene Sichtweise von Ihrer Aktivität ist aber eine völlig andere. Das ergibt sich so aus meiner Familiengeschichte. Kennen oder kannten Sie Ihre Großväter? Ich kannte meine nicht. Der eine starb schon 1926 und liegt in Berlin-Weißensee, der andere starb in Auschwitz; wann genau, weiß man nicht. 


Kennen oder kannten Sie Ihre Großmütter? Ich kannte meine nicht. Die eine ging 1942 in Theresienstadt zugrunde, die andere wurde, 42-jährig, direkt nach der Ankunft des Deportationszuges in Estland erschossen, denn sie hatte ihren gelben Stern in Berlin abgemacht, um zur Friseuse zu gehen; daher war sie eine Kriminelle und wurde in Estland in einer Sanddüne verscharrt.
Haben Sie Onkel und Tanten? Mein Vater hatte sieben Geschwister. Das Nazi-Regime überlebten nur er und ein Bruder. 


Hat Ihr Vater eine Tätowierung? Mein Vater hatte eine, nämlich die Auschwitznummer am Arm. Seine erste Frau und ihre gemeinsamen drei Söhne hatten wahrscheinlich keine: Sie kamen in Auschwitz gleich ins Gas. Daher heiratete 1948 mein Vater meine viel jüngere Mutter: Er wollte noch einmal jüdische Kinder haben. So bin ich aufgewachsen, als Kind der Hoffnung und des Neuanfangs.

Was wissen Sie vom Judentum? Uns Kindern haben dies unsere Eltern vermittelt. In der chassidischen Tradition meines Vaters: Gottes Gebote befolgen, in der Hoffnung auf Erlösung und Befreiung. In der deutsch-jüdischen Tradition meiner Mutter: Judentum als Religion der tätigen Moral. In beiden Traditionen sind Juden deswegen Gottes auserwähltes Volk, insofern sie der Welt ein Vorbild an Moral und Gesetzestreue geben sollen und dies auch wollen. Manchmal in meinem Leben bin ich aus den engen Grenzen der Tradition ausgebrochen, aber Ich habe mich auch immer wieder für meine jüdische Gemeinschaft engagiert, habe die Gemeinde Lübeck mitgegründet, war Landesverbandsvorsitzender in Schleswig-Holstein und Delegierter im Zentralrat.


Nichts von meinen jüdischen Werten findet sich wieder im Verhalten der israelischen Regierung. Man hat den Palästinensern ihr Land geraubt, fantasiert sich als ewiges Opfer und leitet daraus die Rechtfertigung ab, Völkerrecht und Menschenrechte außer Kraft zu setzen, völlig außerhalb der jüdischen Tradition. 


Sie wissen vielleicht, dass vor der Auslöschung des europäischen Judentums durch die Nazis und ihre Helfer der Zionismus eine Minderheitenposition im Judentum war. Gegen den Zionismus waren viele Strömungen: die Religiösen, die Bürgerlichen, die sozialistischen Bundisten, die allgemeinen Sozialisten. Wussten Sie dass das einzige jüdische Mitglied im britischen Kabinett 1917, Lord Edwin Montague, strikt gegen die Balfour-Deklaration war? Sind das alles "eliminatorische Antisemiten", weil sie die Idee eines separaten jüdischen Staates fernab der eigentlichen Heimat der europäischen Juden für eine sehr schlechte Idee hielten? Kennen Sie den Bundisten Marek Edelman, überlebender Anführer des Aufstands im Warschauer Ghetto? Wissen Sie, was er von den Zionisten hielt?


Sie wissen vielleicht auch, dass Ihr unfreiwilliges Vorbild Heidegger (s. unten) seine junge Studentin Hannah Arendt anbetete. Wissen Sie, was diese kluge Frau 1945 über den Schwenk der zionistischen Mehrheit hin zur Unterstützung eines "jüdischen Staates" geschrieben hat? Sie können es in meinem Buch nachlesen.


Wissen Sie, dass Hannah Arendt, Albert Einstein und andere hellsichtige amerikanische Juden 1948 in einem gemeinsamen Leserbrief an die New York Times dagegen protestierten, dass Menachem Begin, der Kommandeur des Massakers von Deir Yassin, kurz nach diesem Verbrechen die USA besuchte? Sie nannten ihn einen "Terroristen" und forderten eine Einreiseverbot. 


Montague, Edelman, Arendt, Einstein - nach Ihrer Logik alles Antisemiten!


Und nun können Sie vielleicht meine Sichtweise ansatzweise nachvollziehen: Dass mir junge Leute an der Universität Freiburg das Rederecht nehmen wollen, das erinnert mich fatal daran, was an der Universität Freiburg unter dem Rektorat Heidegger und seinen Nachfolgern vor 80 Jahren geschah: "Juden raus!" Sie sind in meinen Augen nicht die Geschwister Scholl, weiß Gott nicht. Sondern eher Kinder im Geiste derjenigen, die damals die Universität judenrein machten. 


Vielleicht finden Sie eine neutrale Person außerhalb Ihres Zirkels, die Ihnen erklären kann, dass Sie sich bei mir entschuldigen sollten.


Mit freundlichen, über die Vielfältigkeit des menschlichen Geistes immer noch verwunderten Grüßen


Rolf Verleger



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Prof.Dr. Rolf Verleger

Vorsitzender des 

Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung, www.bib-jetzt.de


Zeitung am Sonntag, 13.11.16




Donnerstag, 10. November 2016

Die anonyme Antisemitismus-Polizei kam, sah und verschwand


Liebe Leserinnen und Leser,


gestern Abend sprach, wie angekündigt, Professor Rolf Verleger über das Thema "Ist der Einsatz für Menschenrechte in Palästina antisemitisch?" vor dem Publikum von Cafe Palestine Freiburg.


Die gut besuchte und sehr interessante Veranstaltung erhielt vor Beginn Besuch von zwei jungen Männern, die eilig ein paar anonyme Flugblätter auf unseren Tisch legten und schnell verschwanden.

Die zwei Anonymen ließen ca. 20 Exemplare des angefügten Pamphlets gegen Rolf Verleger und Cafe Palestine da. Der Einladung von Professor Verleger, den Vortrag anzuhören und gemeinsam zu diskutieren, kamen sie selbstverständlich nicht nach. Ich möchte Ihnen die Zeilen der anonymen Antisemitismuspolizei nicht vorenthalten. Sie finden sie im Anhang.


Natürlich könnte man jetzt spekulieren, zu welcher dubiosen Gruppe diese Menschen wohl gehören, doch ist das gar nicht nötig, denn nach ein wenig Recherche fand sich das ausgeteilte Schreiben direkt auf der Facebook-Seite des Referats gegen Antisemitismus der Uni Freiburg.

Dieses "Referat gegen Antisemitismus" veranstaltet gerade die  "Aktionstage Antisemitismus" in Zusammenarbeit mit der Amnesty Südbaden Hochschulgruppe, der Amadeu Antonio Stiftung und natürlich unterstützt von der DIG Freiburg. Auch gestern Abend fand ein Vortrag des Referats an der Uni statt.


Wie schade!!! Zwei Veranstaltungen zu Antisemitismus am gleichen Abend an der Uni. Ich finde, dass wir im nächsten Jahr unsere Energien bündeln und gemeinsam mit den Antideutschen und der DIG ein paar interessante, spritzige Veranstaltungen auf die Beine stellen sollten.

Noch zwei weitere Punkte sind auffällig : zum einen kommt in dem Pamphletchen auch die Badische Zeitung nicht ganz gut weg. Man spricht dort von der "notorisch israelkritischen 'Badischen Zeitung'".


Sie können sicher nachvollziehen, dass unsere Zuhörer sehr amüsiert waren und laut lachten, als ich zu Beginn der Veranstaltung diese Zeilen vorlas. BZ - notorisch israelkritisch - das sind zwei Dinge, die nicht zusammen gehen.


Zum anderen fordert das Papier der Hochschulgruppe in letzter Konsequenz doch ganz klar dazu auf, dass die Uni Freiburg einem jüdischen Professor Redeverbot erteilt! Hatten wir das nicht schon mal?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit dieser Vorstellung geht. Ich persönlich finde das äußerst bedenklich.


Vielleicht hat ja die Eine oder der Andere von Ihnen Lust, an die Gruppen zu schreiben.


Die Email-Adresse des Studentenrats lautet: gegen-antisemitismus@stura.uni-freiburg.de
Email Amnesty: info@amnesty.de

Gute Nacht wünscht
Gabi Weber